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Frisch Verlobt


Große Hände legten sich auf ihre Schultern. Alice lächelte glücklich.
    „Ben“, flüsterte sie. Sie legte den Kopf zur Seite, damit sie seine Hand an ihrem Gesicht spüren konnte. Ben´s Hände waren ganz kalt. Perfekt um ihre Kopfschmerzen zu beruhigen. Mit einem Mal wurde der Druck an ihren Schultern extrem schmerzhaft. Seine Hände nagelten Alice an Ort und Stelle. Sie konnte sich nicht einmal im Sitz umdrehen, um ihn anzuschauen. So unfähig war sie gerade. Dann spürte Alice den Atem im Nacken. Den hechelnden schmerzerfüllten grausigen Atem. Ihre Nackenhaare standen zu Berge.
    „Du tust mir weh!“, schrie Alice und versuchte sich aus dem Griff zu lösen. „BEN!“ Der schmerzhafte Griff wurde noch fester, der Atem kam näher und dann sah Alice es. Der weit aufgerissene Mund mit unglaublich langen Eckzähnen. Er kam ihrem Hals immer näher. Das hier war nicht Ben. Sie strampelte und schrie vor Panik.
    NEIN, NEIN, NEIN. Das darf nicht wahr sein, es ist ein Vampir. Es wird mich gleich beißen, schrie es in Alice Kopf und hörte sich so surreal an, dass sich ihr Gehirn abschaltete und nur noch ihre Instinkte, hauptsächlich ihr Fluchtinstinkt, aktiv waren. Tränen flossen ihr schon die Wangen herunter. Sie strampelte und kratze und versuchte sich aus den Fängen des Monsters zu befreien.
    „Hey!“

Ben stand im Türrahmen und blickte das Monster und Alice mit völliger Gelassenheit an.
    „Hey Bruder. Alter… Was machst du hier?“, fragte Ben mit Freude in seiner Stimme.
    „Diiiiccch besssssuccchen…“, lallte das Monster/Bruder.
    „Und was genau machst du da mit meiner Verlobten?“ Monster/Bruder schaute hinab auf seine Beute. Der Durst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Mitternaccchhtssssssnack…“, lallte Ben´s Bruder wieder. Während dem brüderlichem Wiedersehen konnte sich Alice nicht bewegen. Ihr Körper hatte sich vor Panik erstarrt. Sie hatte Angst. Verdammt viel Angst.
    „Jase. Du hörst mir jetzt genau zu.“, Ben wurde mit einem Mal groß und ungemein bedrohlich. So hatte Alice ihn noch nie gesehen. „Wenn du noch ein einziges Mal deine Fänge meiner Verlobten zeigst, dann sehe ich mich gezwungen das Silberbesteck zu holen.“ Jase knurrte und bleckte die großen gelben Zähne.
    „Lass sie los!“,  grummelte Ben bedrohlich. Der Griff lockerte sich aber nicht genug, dass Alice sich von der Stelle bewegen konnte. Ben kam auf beide zu. Er krempelte seinen rechten Ärmel hoch und stand gelassen vor ihnen, wie vor wenigen Sekunden.
    „Lass sie los.“, murmelte Ben dieses Mal freundlicher. „Du kannst ja bei mir trinken. Verdammt Jase, man sieht dir an wie durstig du bist. Du siehst echt Scheiße aus.“

    Jase gluckste und ließ Alice endlich los. Mit stolpernden Schritten versteckte sie sich hinter den großen Schultern ihres Freundes. Nun konnte Alice Jase von vorne betrachten. Blass, wie ein Geist, rot unterlaufene Augen, dunkelbraune Haare wie bei Ben, lange Eckzähne die aus seinem offenen Mund herausragten, starrten dem Paar entgegen. Jase Haltung war vorn übergebeugt, bedrohlich und animalisch. Es sah so aus, als würde er mit aller Kraft versuchen, nicht auf alle Viere zu fallen und wie ein Hund zu gehen. Sein Atem war immer noch grausig und ließ Alice schauern. Ben ging einen Schritt auf seinen Bruder zu und hielt ihm seinen Arm hin. Alice trat ebenfalls näher, weil sie nicht mehr von Ben´s Seite weichen wollte.
    „Bedien dich.“ Jase griff gierig den Arm und schlug mit einem ekeligen Schmatzer seine langen Fangzähne in den Unterarm seiner Beute. Ben stöhnte kurz auf, fasste sich aber gleich wieder und atmete ruhig ein und aus. So wie er es auch immer bei seinen Meditationen tat. Alice schloss verstört die Augen und krallte ihre Finger in Ben´s Hemd.
    „Schatz?“, Ben drehte sich leicht zu Alice. Genug um ihr in die Augen zu schauen. „Kannst du mir einen Saft und etwas dunkle Schokolade holen? Ich brauche die gleich dringend.“ Alice blinzelte verwirrt und erst jetzt begannen die Systeme in ihrem Gehirn zu funktionieren.
    „WAS?!“, ihre Stimme überschlug sich fast. Jase ließ ein knurren von sich. Was Alice wieder ängstlich und zittrig machte.
    „Einen Orangensaft aus dem Kühlschrank und einen Schokoladenriegel aus dem Süßigkeiten Kabinett.“, sagte er es so langsam und ruhig als ob er einem 3-jährigem Kind schilderte. Er wirkte so als ob die ganze Situation vollkommen normal war. Sie wollte etwas sagen, klappte aber den Mund wieder zu und verschwand aus dem Raum. Sie stolperte beinahe die Treppe herunter zur Küche. Vollkommen perplex stand sie vorm Kühlschrank und fragte sich, was sie hochbringen sollte.


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