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Kleio- Die Muse

„Das sieht aber gut aus“, denke ich mir als ich den jungen Jackson an seinem Schreibtisch beobachte. Sein Rücken ist mir zugewandt und er arbeitet an seiner neuen Geschichte. Seine letzte Geschichte war ziemlich gut. Natürlich nur, weil ich meine göttliche Hand über seine Kunst gehalten habe.

Ach Verzeihung! Ich habe mich noch gar nicht formell vorgestellt. Mein Name ist Kleio, eine der neun Schutzgöttinen der Künste, oder auch bekannt als eine Muse. Ihr habt richtig gehört. Ich bin eine Göttin! Zwar keine unglaublich bekannte oder mächtige wie Aphrodite, Hera oder Demeter, aber trotzdem eine Göttin. Nun fragt ihr euch ganz bestimmt, wieso ist eine Göttin in der Bude eines jungen unordentlichen Studenten? Tja, ich muss halt auch arbeiten. Gerade besteht mein Job darin, schlummernde Talente zu entfalten. Natürlich nicht alle Talente. Jede von uns Schwestern hat ihr eigenes Repertoire. Meine Kunst ist das schreiben von Geschichten, ganz besonders Heldengeschichten. Jackson hat ein Händchen dafür entwickelt und deswegen bin ich hier.

Ich sehe mir seinen Rücken an und sehe das kleine blassblaue Leuchten, das aus seinem Körper heraus scheint. Das war ein Talentenkristall, wie wir Musen ihn gerne nennen. Jedes entfaltet Kristall ist Beweis meiner göttlichen Fähigkeiten. Je mehr einer von uns Musen besitzt desto sicherer ist unser Platz auf dem Olymp. Sobald das Leuchten eine klare definierbare Farbe hat ist meine Aufgabe getan. Bei diesem Jungen braucht es nicht mehr allzu viel.
Ich lege meine Hände auf seine breite Schulter und schaue auf seine Arbeit. Jackson reagiert nicht auf meine Berührung. Kein Wunder, denn er spürt sie nicht. Jackson weiß nicht einmal, dass ich in diesem Raum existiere. Ich sehe ein Chaos an krakeligen Worten, die unterschiedlich eingekreist und durchgestrichen sind, als ich meinen Blick auf sein Blatt richte. Der Junge stöhnt und greift sich frustriert ins Haar. Meine Berührung wird ganz sanft und ich flüstere ihm ins Ohr:
    „Ruhig, Jackson. Atme einmal durch!“ Jackson massiert sich die Nasenbrücke und atmet tief ein und dann ganz langsam wieder aus.
    „Sehr gut. Nun möchte ich einfach, das du dir was vorstellst: Ritter, die den glorreichen und ruhmreichen Pfad gehen. Ein Mann, der auf See vom Schiff fällt und von den Wesen des Ozeans aufgenommen wird. Ein Knappe, der die Aufgabe seines Meister übernimmt und die entführte Prinzessin zu retten. Ein Sterblicher, der sich in eine Göttin verliebt und versucht auf den Olymp zu kommen.“ Meine Stimme hatte einen melodischen Ton angenommen. Meine Worte schienen etwas in ihm zu entfachen, denn schnell hebt er seinen Stift auf, dreht das Blatt um und beginnt zu schreiben. Seine Hand huscht über das Papier und kreist energisch etwas ein. Ich muss grinsen, den dieser Teil macht immer so viel Spaß. Wieder schaue ich über seine Schulter und lese die Worte darauf. Ein krakeliger Satz war schwungvoll eingekreist: „Meine Liebe zu Aphrodite.“
Mein Lächeln verschwand.
    „Aprodite? Jetzt im ernst? Natürlich! Wie Originell, das man sich in die Liebesgöttin verguckt. Pff Aphrodite. Man kann sich ja heutzutage in keine andere Göttin verlieben.“ Jackson fängt an zu überlegen und setzt nach einer Weile ein Fragezeichen hinter Aphrodite.
    „Danke, Jackson.“

 

Forsetzung...

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